Beständig oder im Wandel?

Seit Jahren sieht der Stamm der Pflaume im Garten unverändert aus. So, als würde der Baum einfach immer so da stehen, so da gestanden haben - und so bleiben. Mir kommt gerade das Zitat von Heraklit von Ephesus in den Sinn: Nichts ist so beständig wie der Wandel... "Eigentlich"... ist mir ja auch bewusst, dass die ständige Veränderung das wirklich Konstante im Leben ist. Doch beim Betrachten meiner Umwelt gerät mir das gelegentlich aus dem Blickfeld. Dieser Baum sieht für mich jedenfalls seit einer gefühlten Ewigkeit immer gleich aus. Er steht am selben Fleck, ist immer gleich schräg geneigt, der Stamm mit derselben Maserung und demselben Durchmesser - oder doch nicht?

 

Plötzlich, von einem Tag auf den anderen, taucht jedenfalls dieser leuchtend gelb-orange Fruchtkörper eines Baumpilzes auf. Beeindruckend, in welcher Geschwindigkeit das Wachstum vonstatten ging. Er ist noch ganz weich und glatt, etwas feucht an der Oberfläche und verströmt den typischen Duft frischer Pilze. Die grelle Färbung fördert den Eindruck von Lebenskraft. Doch die Vitalität für den Pilz ist für den Baum weniger gut, wird das Kernholz vom Pilz offensichtlich schon länger erfolgreich zersetzt. Die Tage oder Jahre des Baumes sind gezählt. Doch das hat sich bisher hinter der Rinde im Verborgenen abgespielt.

 

Was für mich wie unverändert aussieht, befindet sich vielleicht im Verborgenen dennoch im ständigen Wandel. Veränderung ist nicht immer auf den ersten Blick sichtbar, das wird mir jetzt mal wieder deutlich klar. Ich erkenne nicht sofort, was im Innern eines Lebewesens an Veränderung vonstatten geht. Für die nächste Zeit nehme ich mir vor, darauf mehr zu achten.