Systemisches Coaching - Meine Grundhaltung

Meine Grundhaltung fußt vor allem auf zwei Säulen: Erstens auf meine wert-schätzende, achtsame und neutrale Einstellung meinem Klienten / meiner Klientin gegenüber, den:die ich als Profi im eigenen System anerkenne. Zweitens auf meine Zustimmung zur sog. „systemisch-konstruktivistischen Weltsicht“, was bedeutet, dass Systeme vor allem mit ihren vielfältigen Wechselwirkungen zu betrachten sind und somit weniger linear-kausal mit Fragen nach dem „Warum“ bewertet werden können. Danach kann es keine Objektivität geben, also auch kein Richtig oder Falsch, eher ein Sowohl/Als-auch, wie es auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin üblich ist (siehe das Yin-Yang-Symbol mit dem Punkt darin, dem Hinweis darauf, dass das Gegensätzliche des Einen im Anderen schon enthalten ist). 



Meine Grundhaltung im Coaching

  • Die Wirklichkeit ist nicht wirklich, sondern wird von jeder Person immer wieder aufs Neue konstruiert. Wir wissen alle, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt. Doch auch, was wir sehen, wird so vielfältig von der Art der Aufnahme der Information, der physischen Verarbeitung, der Auswahl aus der Fülle von Informationsinhalten und seiner Interpretation und Bewertung bestimmt, dass wir mit Sicherheit alle etwas anderes sehen, selbst wenn wir auf dieselbe Landschaft oder denselben Gegenstand schauen. Und auch die Interpretation von Wörtern ist vielfältig. Allein das Wort „GRÜN“ weckt verschiedenste Assoziationen und kann sich z.B. je nach Stimmungslage, Jahreszeit, Art der Fortbewegung und Landschaftstyp ändern. (Ein Beispiel: Mein gerade gedachtes Bild von "Grün" hatte etwas mit Natur zu tun - bei Ihnen auch? Es sind viele andere Vorstellungen möglich: RAL-Farben, Parteilandschaft, Vorrangschaltung einer Ampel etc.).
  • Das Coaching-System ist nicht das Heimat-System: Die „Wirklichkeit“, die der Klient / die Klientin aus dem privaten oder beruflichen Bereich mitbringt, ändert sich schon allein durch die Tatsache, dass in der Coaching-Stunde quasi ein neues System entsteht, nämlich das Coaching-System. Die im Coaching entwickelten Lösungsansätze dürfen dann also im Heimat-System auf ihre Tauglichkeit geprüft werden.
  • Vielfältige Wechselwirkungen bestimmen uns und unsere jeweiligen Systeme: Aus meiner Sicht besteht vor diesem Hintergrund auch nie die Möglichkeit, dass ich das komplexe System des Klienten / der Klientin auch bei bester Beschreibung nur annähernd erfassen kann. Entsprechend erscheint mir in Bezug auf solch komplexe Systeme eine Erklärung in linear-kausaler Weise (etwas ist so, weil etwas anderes so ist) meist unmöglich. Coachin und Klient:in können sich in der Wahrnehmung also nur annähern.
  • Der Blick ist nach vorn gerichtet, ist lösungsorientiert: Statt nach dem Warum (Blick zurück) zu fragen, ist für mich der Blick nach vorn wichtiger. Wofür? Was soll mit einem bestimmten Verhalten, einer Veränderung erreicht werden? Auf welche Lösung ist der Blick gerichtet? Welchen Vorteil könnte es haben, diese Lösung zu erreichen…?
  • Für mich ist der Klient / die Klientin Profi im eigenen System. Als Coachin kann ich, Profi in der Anwendung meiner erlernten Techniken, Hypothesen aufstellen oder Impulse geben, die aus meinem System heraus (und meiner Berufs- und Lebenserfahrung) plausibel erscheinen. Der Klient / Die Klientin als Spezialist:in für das eigene System hat eigenverantwortlich zu prüfen, inwiefern diese Interventionen hilfreich sind und trifft die Entscheidung für oder gegen einen Impuls selbst.